Die Sternwarte der Geschwister Scholl Realschule wurde für Schüler zu einem besonderen Treffpunkt - Sie versammelten sich dort, um den Planeten vorüberziehen zu sehen

Mit dem Teleskop der Venus auf der Spur

Himmelskörper "spazierte" sechs Stunden an der Sonne vorbei - Fotos vom Spektakel geschossen

BETZDORF/WISSEN. Eine außergewöhnliche Vorstellung gab gestern Vormittag Planet Venus. Als winziger, dunkler Punkt zog der Himmelskörper an der Sonnenscheibe vorbei.

Viele Schüler ließen sich das seltene Schauspiel nicht entgehen und schauten von der Sternwarte der Geschwister Scholl Realschule Betzdorf zu. Unter der Leitung von Physiklehrer Peter Stinner (Kopernikus Gymnasium Wissen) konnten die Jungen und Mädchen der Realschule und des Wissener Gymnasiums das seltene Schauspiel durch das Teleskop mit einer 400 fachen Vergrößerung beobachten.

Genug Platz gab es auch draußen an der Kuppel der Sternwarte, wo sich viele neugierige Schüler plazierten, um mit speziellen Schutzbrillen das seltene Schauspiel zu verfolgen.

Das letzte Mal fand der so genannte Venus Transit vor 122 Jahren statt. Für das nächste Mal muss man aber nicht so lange warten, so Stinner. In acht Jahren ist der "Venus- Spaziergang" für Menschen auf der entgegengesetzten Seite der Erde (etwa von Australien) zu beobachten. Mit der Sonnenfinsternis war das gestrige Phänomen allerdings gar nicht vergleichbar, bemerkten einige Schüler treffend. Denn die Venus bedeckte nur einen winzigen Teil der Sonnenscheibe (etwa ein Promille), so das die Jungen und Mädchen schon sehr gezielt hinschauen mussten.

"Da, genau auf fünf Uhr". Wer den Planeten entdeckt hatte, gab seinen Tipp schnell weiter. Aufgrund der Platzverhältnisse konnten die Schüler nur in kleinen Gruppen auf die Sternwarte. Insgesamt sechs Stunden schwebte die Venus von etwa 7.20 Uhr bis 13.23 Uhr an der Sonne vorbei.

Nils Becker (Fensdorf), ein ehemaliger Schüler des Wissener Gymnasiums und Teilnehmer der Astro AG des Gymnasiums schaute auch gern vorbei.

Die Wissener Astro AG um Lehrer Peter Stinner war federführend vor einigen Jahren, als die Sternwarte der Realschule Betzdorf nach langer Zeit des Dornröschenschlafes wieder zum Leben erweckt wurde (RZ berichtete).

Mit dem starken Teleskop (20 Zentimeter Durchmesser) können die Schüler nicht nur wie gestern den Venus Transit beobachten, sondern auch bei anderen Himmelsphänomenen auf die Reise zu den Sternen gehen. Dank einer Digitalkamera werden die Bilder direkt auf einen Computer übertragen, anderen Schülern gezeigt und ausgedruckt.

Nicht ohne Stolz bemerkten die Jungen und Mädchen, das ihre Beobachtungsaktion in ein weltweites Projekt eingebunden ist. Schulen aus der ganzen Welt machten gestern mit und schickten ihre Digitalbilder an ein Internetpool der Universität Essen, die die Aktion koordinierte.

So auch die Jungastronomen auf der Sternwarte. Alle 15 Minuten wurde deshalb auf den Drahtauslöser des Teleskops gedrückt und ein Bild der Venus geschossen.

Am 15. Juli hält Peter Stinner in der Aula der Geschwister Scholl Realschule einen Vortrag zu den Forschungsgebieten der Astronomie. Beginn ist um 20 Uhr. Angedacht ist auch eine astronomische Reihe in Kooperation der beiden Schulen, die möglichst vielen Schülern und weiteren Interessierten offen stehen soll, so Schulleiterin Doris John. Dann soll auch ein neues Teleskop in der Sternwarte installiert werden, das nicht nur mechanisch stabiler ist (für Fotos wichtig) sondern auch für den Laien intuitiv und schneller zu bedienen. Die Astro AG ist ab dem nächsten Jahr auch als fester Bestandteil geplant, kündigte Stinner an. Markus Döring


Rhein-Zeitung - Ausgabe Region Betzdorf vom 09.06.2004, Seite 11.